Michael Flürscheim (* 27. Januar 1844 Frankfurt am Main; † 24. April 1912 Berlin) war ein Bankfachmann, Industrieller und Ökonom, der sich insbesondere für seine Schriften und Initiativen zur Bodenreform international einen Namen gemacht hat.
Als Sohn einer jüdischen Frankfurter Kaufmannsfamilie erlernte Flürscheim das Bankgeschäft und suchte ab 1867 in den USA sein Glück, das er auch fand, denn rasch kam er zu Ansehen und Reichtum. 1872 kehrte er nach Deutschland zurück, und kaufte zum Februar 1873 mit seinem Kompagnon Franz Korwan in Gaggenau ein kleines Hammerwerk mit 40 Mitarbeitern.
Noch im Gründungsjahr schied Korwan krankheitsbedingt aus und Flürscheim führte die „Eisenwerke Gaggenau“ alleine weiter. Er ergänzte die Produktion landwirtschaftlicher Maschinen um eine Metallwarenfabrik, eine Werkzeugmaschinenfabrik und eine Sägemühle. Beispielhaft war sein soziales Engagement für die Mitarbeiter. Er bot eine Arbeiterkrankenkasse, einen Speisesaal, eine Consumanstalt, einen Gewerbeverein und vieles mehr an. Er verstand sich dabei als Sozialist der Tat.
Mit seinem zweiten Teilhaber Theodor Bergmann entwickelte sich das Werk ab 1880 rasant weiter und hatte bereits acht Jahre später bei Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mehr als 1000 Mitarbeiter.
Hausarzt Dr. Theodor Stamm infizierte ihn Anfang der 1880er Jahre mit seinen Gedanken zur Bodenreform und denen von Henry George so sehr, dass Flürscheim bereits 1884 mit „Auf friedlichem Weg“ sein erstes umfangreiches Werk zur Bodenreform veröffentlichte.
1888 schied er aus den Gaggenauer Eisenwerken aus, um sich fortan weltweit ganz der Verbreitung seiner Ideen und Visionen zur Bodenreform zu widmen. Dieser enorme persönliche und finanzielle Einsatz war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Seine 15 Gaggenauer Jahre waren jedoch für die industrielle Entwicklung der Region ein Glücksfall.
Eine Fußgängerbrücke in Gaggenau, die zum Gelände der früheren Eisenwerke führt, wurde 1982 „Flürscheimsteg“ benannt.