Erste Auslieferung der Gaggenauer Unimog am 4. Juni 1951
Vor 70 Jahren, am 4. Juni 1951, wurden die ersten in Gaggenau montierten Unimog an Kunden ausgeliefert. Bereits einige Tage vorher, am 25. Mai, waren zwei Unimog – noch für den Eigenbedarf als Vorführfahrzeuge – vom Band gelaufen. Dies war für das Gaggenauer Benzwerk besonders bedeutungsvoll, denn es sollten 51 Jahre folgen, in denen der Unimog hier teilweise in sehr großen Stückzahlen gefertigt wurde. Ein von Mitarbeitern ersonnener Spruch lautet: Gaggenau isch Unimog und Unimog isch Gaggenau!
Nachdem im Oktober 1950 die damalige Daimler-Benz AG mit der Unimog-Entwicklungsgesellschaft vertraglich vereinbart hatte, dass der Unimog ab 1951 in Gaggenau gebaut wird, ging alles sehr schnell. Fünf Mitarbeiter wurden im November dafür gewonnen, sich bei der Werkzeugmaschinenfabrik Gebrüder Boehringer in Göppingen zeigen zu lassen, wie der kleine Alleskönner bis dahin montiert wurde. Parallel warb man bei den dortigen Mitarbeitern für einen Wechsel nach Gaggenau. Etwa 30 nahmen das Angebot an und wechselten ins Murgtal.
Während bei Boehringer doch noch die letzten Unimog montiert wurden, begann im Januar 1951 der Umzug ins Murgtal „mit Mann und Maus“. Im Gegensatz zur Werkzeugmaschinenfabrik Gebrüder Boehringer, die die Unimog-Montage vor allen Dingen übernommen hatten, um nach dem Zweiten Weltkrieg nicht demontiert zu werden, hatten die Gaggenauer Benzler jahrzehntelanges Fachwissen durch die Montage großer Lastwagen.
In Gaggenau freute man sich über das neue Geschäft, denn die Lastwagenproduktion war nicht ausgelastet, was zur Folge hatte, dass Entlassungen notwendig geworden waren. Trotzdem wurde von den Mitarbeitern der Lastwagenmontage gelästert, wenn einer der Kollegen zur „Konservendosen-Montage“ wechselte.
Unimog in alle Welt
Aber auch im Vertrieb konnten die Unimog-Mitarbeiter von den Erfahrungen der Kollegen im Lastwagenbereich profitieren. Es ist aus heutiger Sicht beeindruckend, in wie vielen Länder auf der ganzen Welt der Unimog schon 1951 und 1952 vorgeführt wurde. Dies wird auch an den Prospekten der Anfangsjahre deutlich, die es außer in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch sogar in türkischer Sprache gibt.
Mit dem Unimog begann 1951 auch wieder die Getriebefertigung in Gaggenau
Welch ein Segen die Übernahme der Unimog-Fertigung für Gaggenau letztlich war, wurde erst viele Jahre später deutlich: Durch die Unimog-Montage war es im Benzwerk auch wieder notwendig geworden, eine Getriebemontage aufzubauen, denn vergleichbare Getriebe gab es am Markt nicht. Anders sah es bei den Lastwagen-Kollegen aus. Hier wurden Fremdgetriebe eingebaut, denn im Dritten Reich war im Zuge der Vereinheitlichung der Nutzfahrzeuge die Getriebemontage in Gaggenau aufgegeben worden. Nach dem Anlauf der Montage von Unimog-Getrieben wurde bald der nächste Schritt getan und es wurden auch wieder Getriebe für Gaggenauer Lastwagen selbst produziert. Heute ist das Gaggenauer Werk Kompetenzzentrum für Schaltgetriebe im Daimler-Konzern. Die Getriebefertigung ist somit ein ganz wesentliches Standbein.
Schaffe, schaffe, Häusle baue
Die Übernahme der Unimog-Fertigung bescherte Gaggenau auch einen kleinen Bauboom, denn einige der meist aus dem Schwabenland stammenden Neubürger ließen sich häuslich nieder, bauten ein Eigenheim. Dabei half natürlich der Unimog. Sei es beim Ausheben der Baugrube oder beim Herbeischaffen von Sand und Kies.
Text und Repros: Michael Wessel