Geschichtliche Zeitreise durch das Murgtal anno 1800
Neuauflage eines heimatgeschichtlichen Standardwerkes
Murgtal – Wer sich für die Geschichte des Murgtals interessiert, dem begegnet immer wieder das bereits im Jahr 1800 erschienene Buch „Das Murgthal – insbesondere in Hinsicht auf Naturgeschichte und Statistik“. Geschrieben hat es der Forstmann Karl Friedrich Viktor Jägerschmid, der sich zuvor einige Jahre im Murgtal aufhielt und seine interessanten Beobachtungen niederschrieb. Auf über 200 Seiten stellt er das Murgtal vom Ausfluss der drei Quellen am Kniebis bis zur Mündung der Murg in den Rhein vor. Jetzt ist eine Neuauflage erschienen.
In seinem Vorwort wird die Begeisterung von Jägerschmid für das Murgtal deutlich, wenn er beispielsweise schreibt: „Wer die Schweizerischen Gegenden kennt, und das prächtige Murgthal hauptsächlich im Frühling bereist, wird finden, daß dieses im Kleinen vorstellt, was jene im Großen sind.“ Vermutlich hat er mit dieser Formulierung dazu beigetragen, dass das Murgtal auch als die Badische Schweiz bezeichnet wird. Und weiter schreibt er: „Verhältnisse bestimmten mich, in dieser vortreflichen Gegend geraume Zeit zu leben, mein Beruf führte mich allenthalben umher, und ich säumte nicht, jeden mir interessanten Gegenstand, der mir vorkam, zu untersuchen und aufzuzeichnen.“ Heute können wir uns glücklich schätzen, dass sich Jägerschmid mit so großer Akribie dieser Aufgabe widmete.
Jägerschmid nimmt seine Leser mit auf eine gedankliche Wanderung „von 15 Stunden“ durch das Tal und beschreibt dabei, was ihm jeweils in den einzelnen Ortschaften bemerkenswert erschien, wie sie entstanden, wie viele „Seelen“ dort leben, wie viel Vieh sie haben, welcher Beschäftigung sie überwiegend nachgehen. So erfahren wir gleich zu Beginn, dass vor Baiersbronn nach dem Zusammenkommen der Roth- und Weismurg mit dem Forbach der noch kleine Fluss den Namen Murg annimmt.
Besonders ausführlich beschreibt dabei Jägerschmid alle Erwerbsquellen und Einrichtungen, die im Zusammenhang mit der Forstwirtschaft stehen wie Schwallungen, Sägemühlen oder Kohlenmeiler, Pech- und Schwefelbrennereien. In diesem Zusammenhang widmet Jägerschmid auch ein umfangreiches Kapitel dem Holzhandel und der Flößerei der Murgschifferschaft. Auch ein Nutzholzmagazin in Rotenfels wird voller Begeisterung vorgestellt.
Dem Hobby-Heimatforscher Michael Wessel war es ein Anliegen, dass dieses wertvolle heimatgeschichtliche Werk wieder einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht wird und dafür fand er mit Dieter Piduch, Druck und Verlag Badner-Buch, einen Mitstreiter. Um sicher zu sein, dass es auch jüngeren Lesern leichtfällt, die Ausführungen von Jägerschmid zu lesen, wurde der ursprünglich in Fraktur gehaltene Text aufwändig in einem modernen gut lesbarem Schrifttyp gesetzt. Unterstützung fanden die beiden beim Zweckverband „Im Tal der Murg“, und daher ziert deren Logo auch den Titel der Neuerscheinung, die jetzt gerade noch rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest erscheint.
Erhältlich ist der Nachdruck „Das Murgthal“ von Karl Friedrich Viktor Jägerschmid für 18,90 Euro in der Buchhandlung Bücherwurm in Gaggenau und in der Bücherstube Katz in Gernsbach sowie im Unimog-Museum.
Teil einer Reihe „Liebenswertes Murgtal“
Piduch und Wessel haben eine Schriftenreihe „Liebenswertes Murgtal“ konzipiert. Darin sollen längst vergriffene Heimatbücher wieder einem breiteren Leserkreis zugänglich gemacht werden. Ein Buch der Eisenwerke Gaggenau von 1891 oder das Heimatbuch zur Eingemeindung von Ottenau aus dem Jahr 1935 sind bereits erschienen. In dieser Reihe fanden auch Neuerscheinungen wie die drei Bände mit „Gaggenauer G’schichten“ von Jürgen Oesterle oder „Die Ebersteiner“ von Cornelia Zorn erfreulicherweise großes Interesse und sind daher weitgehend vergriffen. Alle diese Veröffentlichungen werden jedoch im ersten Halbjahr 2022 wieder nachgedruckt.