Herzlichen Dank – thank you very much!

Herzlichen Dank an meinen Sohn Thilo Wessel, der diese Internetseite eingerichtet hat. Ebenfalls ganz herzlichen Dank an die Leiterin des Stadtarchivs Gaggenau, Karin Hegen-Wagle, und an Christian Flurscheim in Kalifornien, einen weitläufigen Verwandten von Michael Flürscheim. Beide haben mir viele wertvolle Informationen gegeben.

Many thanks to my son Thilo Wessel, who has created this website. Also many thanks to the head of the city archives Gaggenau, Karin Hegen-Wagle, and to Christian Flurscheim in California, a distant relative of Michael Flürscheim. Both have given me much valuable informations.

Michael Wessel

Luftpistolen aus den Eisenwerken

Zwei gekreuzte Luftpistolen waren Ende des 19. Jahrhunderts das Firmenzeichen der Eisenwerke Gaggenau.

Der Hobby-Heimatforscher Willi Echle schrieb Theodor Bergmann die Aufnahme von Luftpistolen in das Produktionsprogramm  zu. Da irrte er jedoch, denn bereits 1878 erhielt Michael Flürscheim ein Patent auf Luftpistolen. Im Folgejahr ein weiteres für „Verbesserungen an Luftpistolen“. Bergmann trat aber erst 1880 in die Eisenwerke ein. Fachleute sehen allerdings in der Flürscheim-Luftpistole eine dreiste Kopie einer bereits 1872 in den USA patentierten Waffe.

links: Zeitungsbericht von 1880 – auf das Bild klicken

Bergmann war es dann allerdings, der die Luftpistolenproduktion perfektionierte. Daher wurden diese dann auch Bergmann-Luftpistolen genannt. Er entwickelte später sogar Maschinenpistolen und -gewehre.

 

Anfangs warb Bergmann im Thüringschen Suhl Waffenmeister ab. Später betrieb er dort eine eigene Waffenfabrik.

Urenkelin Jaqueline Flurscheim 2000 in Gaggenau

Auf Spurensuche zu ihrem berühmten Urgroßvater Michael Flürscheim war die in London lebende Jaqueline Flurscheim mit ihrer Freundin Camilla Thomas am 11. Mai 2000 auch in Gaggenau. Sie wurde vom damaligen Oberbürgermeister Michael Schulz empfangen und freute sich sehr, dass die Fußgängerbrücke beim Murgsee „Flürscheimsteg“ genannt wurde.

 

Jaquelin Flurscheim ist eine Enkelin von Bernhard Flürscheim, des ersten Sohnes von Michael Flürscheim.

Der Flürscheimweg von der Wolfsschlucht nach Gaggenau

1880 trat Theodor Bergmann in die Eisenwerke Gaggenau ein und wurde 1884 Teilhaber. Im Jahr 1951 hat Willi Echle anlässlich der 25. Wiederkehr des Todestages von Bergmann – er starb 1931 – im Auftrag der Stadt Gaggenau eine Biographie geschrieben, die an alle Haushalte verteilt wurde. Darin heißt es zu Michael Flürscheim unter anderem:

„Flürscheim wohnte mit seinen Schwiegereltern in Baden-Baden. Von dort wanderte er täglich, von einem großen Bernhardinerhund begleitet und gezogen, über die Paßhöhe der Wolfsschlucht und auf einem von ihm angelegten Pfad, den die alten Gaggenauer heute noch den Flürscheimweg nennen, zur Bückelforsthöhe und nach Gaggenau, ein Weg von über zwei Stunden. Abends wanderte er auf demselben Weg wieder zurück.

Wer hat heute, drei Menschenalter später, noch die Zeit für ein solches Wandern und ebenso Zeit für das Überlegen und das Reifenlassen von Gedanken und Plänen des Herzens in der freien Natur!“

Inzwischen sind  zwei weitere „Menschenalter“ vergangen und es fällt wohl noch schwerer, diese täglichen Wanderungen einzuordnen. War Flürscheim doch als Fabrikbesitzer gefordert und kämpfte zudem für die Bodenreform durch das Schreiben von Büchern und Aufsätzen. Aber die Gedanken dazu reiften wohl bei den täglichen Wanderungen.

Postkarte von Michael Flürscheim

Bei eBay wurde im April 2012 eine Postkarte mit einer knappen Beschreibung und einem Bild des Anschriftenfeldes angeboten: „524041) DR Groschen GS mit K1 Stpl. Gaggenau“. Als Adressaten waren die Herren Keilbach & Hurst in Schwetzingen zu erkennen.

Wer hat wohl diese alte Karte zur „Kreuzer-Zeit“ geschrieben? Sollte der Absender erfragt werden?

Doch die Karte kostete im Sofortkauf nur 3,99 Euro plus 90 Cent für Versand. Also wurde sie bestellt.

Die Freude war groß, als die Karte kam, denn der Absender-Stempel lautete „MICHAEL FLÜRSCHEIM EISENWERKE GAGGENAU“ und Michael Flürscheim hatte sie am 18. September 1874 geschrieben oder zumindest selbst unterschrieben.

 

 

Michael Flürscheim im Internet

Wenn Sie mehr über Michael Flürscheim oder die Bodenreformbewegung erfahren wollen, dann empfehlen wir Ihnen die folgenden Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Flürscheim (Portrait und weitere Quellen

http://www.deutsche-biographie.de/sfz16515.html (Biographie MF und Literatur)

http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/onken/mokonk.htm (Bodenreform)

http://de.wikipedia.org/wiki/Bodenreform_in_Deutschland (Bodenreform)

http://www.ieeeghn.org/wiki/index.php/Oral-History:Charles_Flurscheim (Charles Flurscheim)

 

 

Der Name Flürscheim

Das Archiv der Yale Universtiät verwahrt einen Stammbaum, der auch die Entwicklung des Namens von Flörsheim bis Flürscheim erklärt.

  1. Loeb aus Flörsheim, verheiratet 1680, verstorben in Frankfurt 1743
  2. Amschel Löb Flörsheim, verheiratet mit Golche Ochs, verstorben in Frankfurt 1755
  3. Moses Amschel Flörsheim, verstorben in Frankfurt 1787
  4. Michael Moses Flürsheim, verheiratet mit Johannette Flürsheim, verstorben 1828
  5. Amschel Michael Flürscheim, verheiratet mit Helene Rindskopf, verstorben 1849
  6. Bernhard Flürscheim, verheiratet mit Betty Hahn und später Sara Gundersheim, verstorben 1868 (der Vater von Michael Flürscheim)

Von der Gemeinde Flörsheim am Main, wo der Erstgenannte offensichtlich herstammt, kommt von Dieter Darmstadt folgende Aussage:

„Flörsheim ist wie alle Gemeinden am Untermain fränkischen Ursprungs,

so in der Zeit um 500 n.Chr.

Deshalb gibt es viele Ort mit der Bezeichnung „-heim“, in Bezug auf sein

Zuhause, seine Bleibe. Urkundlich erstmal errwähnt wird Flörsheim um das Jahr 828 als „Flaritesheim“. Der Name wandelt sich in Flerscheim, V/Flersheim bis in der Neuzeit Flörsheim daraus entwickelt.

Dieser Name soll sich auf einen fränkischen Edlen namens „Flarido“ beziehen, also das Heim, das Dorf das Flarides.“

Die Bunker am Amalienberg zwischen Gaggenau und Ottenau

Mit der Überschrift „Wo Pioniere, Benzler und Häftlinge schufteten“ veröffentlichte Manfred Reufsteck am 9. April 2013 einen Bericht über den Bau der Luftschutz-Stollen am Amalienberg:

Viele Leser konnten sich bis zur Veröffentlichung des Stollen-Grundrisses (BT vom 9. März 2013) nicht vorstellen, welche Größe und wie viele Einzelstollen diese Gesamtanlage hat. Noch weniger war bisher bekannt, unter welch schwierigen Bedingungen und von welchen Personengruppen dieser Stollen gebaut wurde. Mit dem heutigen Beitrag soll versucht werden, wiederum aus der Vielzahl von Zeitzeugen-Aussagen, hierzu in groben Zügen eine Gesamtaussage zu machen.Amalienberg Foto innen

April 1944: Otto Seubert (vorne Mitte) mit Kameraden beim Bohren der Sprenglöcher in einem der Seitenstollen. Zwei Dreiergruppen arbeiteten bei spärlicher Karbidlampen-Beleuchtung (links) ohne Kopfschutz, ohne Atemschutz, ohne Gehörschutz. Fotos: Archiv Seubert

Gebaut wurde der Amalienbergstollen im Kriegsjahr 1944, als es immer wahrscheinlicher wurde, dass auch Gaggenau mit seinem Lkw-Werk der Daimler-Benz AG Ziel alliierter Luftangriffe werden wird.

Weiterlesen

Geschichte der Eisenwerke Gaggenau

1683           Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden verpachtet das neu erbaute Gaggenauer Hammerwerk (Eisenschmelze, Hammerwerk und Nagelschmiede) an Hauptmann Adam Ernst von der Dekhen

Produktion: Schmiedeeisen und Nägel

Im 18. und Anfang des 19. Jh. erfolgt bei wechselnden Besitzverhältnissen und Schwierigkeiten bei der Eisen- und Holzbeschaffung die Erweiterung des Produktionsprogramms

1801           Louis Görger kauft das markgräfliche Eisenwerk

1840           nach seinem Tode übernimmt sein Schwiegersohn Anton Klehe das Werk

Gaggenauer Eisenhammer um 1840 – Lithographie

1848           übernimmt sein Sohn Louis Klehe das Werk mit mittlerweile 40 Mitarbeitern und baut es weiter aus

1852           Errichtung der ersten Gießerei mit Kupolofen im Murgtal

1858           Inbetriebnahme eines durch Wasserkraft der Murg betriebenen Walzwerkes

Einrichtung von Dreherei, Modellschreinerei und Montagewerkstätten.

Produkte sind landwirtschaftliche Maschinen (Pflüge, Eggen), die aus eigenem Rohstoff hergestellt werden.

1873           Michael Flürscheim und Franz Korwan kaufen am 1. Februar das Eisenwerk von Ludwig Klehe

Firmenname: „Korwan und Flürscheim Eisenwerke Gaggenau bei Rastatt“ (vormals Louis Görger)

Neue Produkte: Eisenkonstruktionen, Brücken, Geländer, Gasregulatoren, Schrot- und Farbmühlen

Am 17. 12. des gleichen Jahres scheidet Franz Korwan krankheitsbedingt aus. Er verstirbt zwei Monate später

1874 – 1891           Besondere soziale und fortschrittliche Betriebseinrichtungen

Krankenkasse für Arbeiter, Angestellte und deren Familien, Unterstützungskasse, Arbeiter-Sparkasse, Konsumverein, Speiseanstalt, Feuerwehr, Gewerbeverein, Turnverein, Gewerbeschule, Arbeiterwohnungen (heute Theodor-Bergmann-Straße)

1878           Aufnahme der Produktion von Luftpistonen (später Firmenzeichen) für die im Februar 1879 ein Patent an Michael Flürscheim erteilt wird.

Eisenwerke Gaggenau um 1891

1880           Theodor Bergmann, ein Herdfabrikant aus Konstanz, tritt in die Firma ein.

Emailierwerk, Stanzerei, Vernickelungsanstalt, Buchdruckerei, Schreinerei und Kunstgießerei werden eingerichtet. Neues Produkt: Badenia-Fahrräder

150 Mitarbeiter

1884           Bergmann wird Teilhaber. Firmenname: „Eisenwerke Gaggenau, Flürscheim und Bergmann“

1886           Das erste Gaggenauer Automobil soll hergestellt worden sein; vermutlich handelte es sich um einen lenkbaren Dampfwagen, der durch eine kleine Dampfmaschine betrieben wurde

608 Mitarbeiter

1887           Die Eisenwerke erhalten Großaufträge für Reklameschilder der Weltfirmen Stollwerck (Köln), Maggi (Singen), Odol (Dresden) und Tobler (Schweiz)

Bau der ersten Gasfabrik

1888           Die Eisenwerke werden zu Jahresbeginn eine Aktiengesellschaft. Michael Flürscheim scheidet aus. Alleiniger Firmenleiter ist Theodor Bergmann

1041 Mitarbeiter

1891           Das Produktionsprogramm umfasst rund 200 alphabetisch aufgelistete Erzeugnisse; sie reichen vom Armleuchter bis zur Zierkanne.

Haupterzeugnis des Emailierwerks: „Gaggenauer Email-Majoliken“

Theodor Bergmann, der Ende der 80er Jahre in Ottenau zahlreiche Grundstücke erwarb und darauf bereits Firmengebäude erstellte, scheidet zum Jahresende aus und macht sich selbständig.

1894           Adolf Steffen wird Direktor

Einschränkung der Produktionspalette (u. a. wird die Waffenproduktion eingestellt). Es werden hauptsächlich Fahrräder, Gasherde und Gaskocher produziert.

1910/1911           Ankauf des Firmengeländes der ehemaligen Glashütte Gaggenau

Neubau einer modernen Gießerei

1928           Stilllegung der AG als Folge der Weltwirtschaftskrise

1931           Wiedergründung der Eisenwerken als GmbH unter dem neuen Inhaber Dr. Otto von Blanquet

Spezialisierung auf Kohle- und Gasherde

Neuer zusätzlicher Produktionszweig: Elektroherde und Großküchenanlagen

1939 – 1945           Teilweise Umstellung auf Rüstungsproduktion

1944           Fast alle Werksanlagen werden am 10. September durch den Bombenangriff auf die Stadt Gaggenau zerstört

1948           Erweiterung und Modernisierung der ursprünglichen Produktionspalette:

Kohlen-Sparherde, Gas-Sparherde, Elektro-Vollherde Modell „Favorit“ und „Fortuna“

180 Mitarbeiter

1962           Die gesamte Werksanlage wird auf das Areal der früheren Glashütte verlegt. Zusätzliche neue Produkte: Küchenlüftungs-, Kücheneinbau- und Heizungsgeräte

Ausbau des Vertriebs durch Tochtergesellschaften in Europa

1975           Umbenennung der Firma in „Gaggenau-Werke, Haus- und Lufttechnik GmbH“

1989           Die Produktion der Gaggenaue-Werke wird in zwei neu errichtete Hallen in Bad Rotenfelser Gewann Wissigfeld verlagert

1994           Übernahme der Gaggenau-Werke zum Jahresende durch die Bosch-Siemens-Hausgeräte GmbH, München

1997           Die Gaggenau-Werke verlagern die Entwicklung und Produktion ins elsässische Lipsheim. Der Vertrieb verbleibt zunächst in Gaggenau

2002           Zum Jahresende wechselt der Vertrieb nach München

2003           „Die Genussakademie“ verbunden mit Ausstellungsräumen der Gaggenau-Küchen wird eingerichtet

Quelle u. a.:

„Theodor Bergmann zum 150. Geburtstag“, Herausgeber: Stadt Gaggenau, Bearbeitung: Stadtarchiv Gaggenau, Mai 2000 und Recherchen von Michael Wessel

Entnommen der Schrift: „Eisenwerke Gaggenau AG“ – Nachdruck einer Broschüre aus dem Jahr 1891. 2009 erschienen im BadnerBuch Verlag, http://www.badnerbuch-verlag.de